Ausbau des Info Highway
Ein Blick auf den IBM OS/2 Internet Server.
Jeden Tag werden hunderte neuer WWW Seiten in unserem globlen Dorf online geschaltet, jede mit ihrem ganz eigenen Aussehen. Diese Seiten werden von einer Serversoftware bereitgestellt - den Programmen, die mit den Browsern kommunizieren und die Seiten übertragen.
Der Server arbeitet am anderen Ende. Jedesmal, wenn sie eine bestimmte Seite laden, nimmt der Server diese Seite und sendet
sie an ihren Browser. Dies ist der erste eine ganzen Reihe von Artikeln, in denen wir uns mit den verschiedenen World Wide Web
Servern für OS/2 beschäftigen wollen.
Das hierzu verwendete Testsystem war ein Acer 486/DX4-100Mhz, 12MB RAM, 800MB IDE Festplatte und eine 3-Com NE2000 Netzwerkkarte mit
einem T1 Internet Zugang. Auf diesem System läuft OS/2 Warp Connect mit Fixpak #17 unter HPFS.
Der erste getestete Server war IBM's Internet Connection Server. IBM stellt dieses Produkt für Testinstallationen auf
[[1]] zu Verfügung.
Sie müssen lediglich ein Formular ausfüllen und den Lizenzbedingungen zustimmen. Danach können sie das rund 5MB umfassende
Programm downloaden und ihren eigenen Webserver installieren. Möglicherweise...
Installation
Das Programm ließ sich nicht von meinem \woody's_stuff\servers\www\tmp Verzeichnis installieren. Es piepste nur, brachte eine
nicht entzifferbare Fehlermeldung (a'la Windows95) und ich landete wieder auf der WPS. Ich versuchte neu zu booten und schaute
mir nochmals die Dokumentation an, fand aber keinen Hinweis auf dieses Problem. Nachdem ich die Dateien in ein \temp Verzeichnis
kopierte verlief die Installation daraus dann aber ohne Probleme.
Die Installation erinnerte mich an die IBM Works Installation. Sie erlaubte mir, die Kompenten auszusuchen, die ich installieren
möchte (Ich brauche keinen DB/2 Support) und ich wurde auch gebeten, jeden Pfad sowie andere Dinge wie die Modifikation der
Config.sys oder das Hinzufügen des Servers in den Autostart Ordner, zu bestätigen.
Akzeptiert man die Default Vorgaben, wird der Server in einem neu erzeugten \www Verzeichnis installiert, das durch Unterverzeichnisse
gut strukturiert wird. Einmal neu booten und ich war bereit, im Internet zu surfen.
Erste Eindrücke
Bevor ich an die Konfiguration des Servers dachte, startete ich ihn zunächst durch anklicken des auf der Oberfläche erzeugten
Icons. Der Server startete so schnell wie der WebExplorer und das erste, was mir auffiel waren die wenigen Menüs. Alles, was
eingestellt werden kann, muß außerhalb der Haupt-Applikation eingestellt werden. Diese Praxis ist bei Sofware Servern weit
verbreitet, weil dadurch Overhead vermieden wird.
Der Kern des PM-Fensters ist eine Status-Box, die dem Bediener den aktuellen Status des Servers anzeigt. Die Menüs erlauben es,
den Server zurückzusetzen, die Aktivitäten im Detail aufzuzeichnen und natürlich Hilfe zu bekommen. Der Hauptteil der Hilfe
findet sich online.
Ich startete den WebExplorer, gab meine IP Adresse ein und war sofort im Rennen. In einem Fenster meldete der Server "1 Verbindung",
während im anderen Fenster der WebExplorer die Verbindung zum Host aufnahm.
Eine default Homepage ist bereits mit Grafik und Links vorkonfiguriert und sieht praktisch aus, wie eine von IBMs Internet Sites.
Ich konnte die Online Dokumentation lesen und eine andere Beispiel-Hompage ausprobieren, die ebenfalls mit dem Rest des Programms
mit installiert wurde, aber der interessanteste Teil auf der ersten 'Willkommen' Seite war ein Link mit der Bezeichnung
"Configuration and Administration Forms", der für die Konfiguration des Servers verwendet wird.
Konfiguration
Es gibt zwei Wege, den Server zu konfigurieren: Entweder, indem man mit einem Texteditor die datei httpd.cnf
editiert, oder indem man die online Formulare verwendet, die das erledigen. Die Formulare sind sehr umfassend - man kann sie
sogar dazu benutzen, den Server neu zu booten.
Meiner Meinung nach hat man hierauf Vorgaben verzichtet und alles per Software einstellbar gemacht. In anderen Worten - alles
scheint einstellbar zu sein, sogar die Fehlermeldungen.
Man kann die Maschine so aufsetzen, daß sie für unterschiedliche IPs unterschiedliche WWW-Seiten anzeigt, man kann Seiten
durch ein Passwort schützen und man kann aus der Ferne User hinzufügen oder modifizieren. Wann immer sinnvoll, wurden die
Unix Traditionen aufrecht erhalten, wie bspw. die User Informationen in einer passwd Datei zu halten. Die
Fähigkeit, absolute Kontrolle über den Server zu behalten ist einer der größten Vorteile dieses Produkts.
Industrie Standards
Der Server unterstützt Server Side Includes, die bei einer großen WWW Site notwendig sind, um einheitliche Fußzeilen sicherzustellen
oder um andere nette Dinge zu tun, wie bspw. zufällige Werbung einblenden zu können.
CGI-BIN wird ebenfalls unterstützt, so daß man mit CERN image mapping, Formularen und Scripten arbeiten kann. Es gibt keinen
expliziten Support für Java, aber das kann man dem jeweiligen Eigentümer der Seite überlassen. Weiterhin gibt es Support für
Netscapes NSAPI, so daß es ein Leichtes sein sollte, Netscape Server Applikationen einfach oder sogar sirekt auf den Internet
Connection Server zu portieren. IBM hat aber auch ihre eigene API, "ICAPI" entwickelt, die ebenfalls von diesem Server
unterstützt wird.
Das Logging ist hervorragend, wenn man es benötigt und da das gesamte Paket konfigurierbar ist, können sie das Logging einfach
verringern oder ganz abschalten, wenn man es nicht benötigt.
Insgesamt gesehen ist der Server ein mächtiges und stabiles Produkt, wenn da nicht ein Faktor wäre, der anderen Servern
möglicherweise einen Vorsprung einräumt: Geschwindigkeit. Dieser Server war sehr Festplatten intensiv und meine 30MB Swap
Partition lief nach 20 Minuten browsen auf der Default Homepage bereits voll. Es fing mit passabler Geschwindigkeit an, aber
als der Server weiterlief wurde er kontinuierlich langsamer. Es wurde so unangenehm, daß ich den Raum verlassen konnte, nachdem
ich auf einen Link geklickt hatte, weil ich wußte, daß es 2-5 Minuten dauern würde, bis die Seite verfügbar ist.
Die Geschwindigkeit ist nicht prinzipiell ein Problem der Applikation - die IDE Festplatte trug ohne Zweifel ihren Teil dazu bei.
Ich installierte die Applikation auf einem 486DX2/66 Rechner mit EISA 32 bit FAST/WIDE SCSI Controller und entsprechender
Platte. Das Programm (und das System allgemein) waren viel schneller, aber die Server Antwortzeiten waren nach wie vor zu
langsam.
Die Fernkonfiguration, die Unterstützung der Industrie-Standards und die leichte Installation machen es wert, diesen Webserver näher zu untersuchen, aber versuchen sie nicht, ihre Website zu veröffentlichen, bevor sie nicht Speicher, Prozessor und ihre Geduld passend aufgerüstet haben.
